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Emil Beck wird angeklagt
Oder: Wie ungerecht ist doch die Welt

Meldung vom 22.10.2004, Copyright © www.kothny.de

Tauberbischofsheim: Die deutsche Fechttrainer-Legende Emil Beck wird wegen Untreue und Urkundenunterdrückung angeklagt.

Beck hatte durch seine einzigartigen Fechtlektionen und sein psychologisches Einfühlungsvermögen den deutschen Fechtsport re- volutioniert. Mehrere Olympiasieger und Weltmeister haben in seiner Medaillenschmiede trainiert. Deutsche Regierungschefs und Wirt- schaftsbosse gingen bei ihm ein und aus.

Durch seinen Kontakt zu Politik und Wirtschaft hat er in Tauber- bischofsheim ein einzigartiges Fechtzentrum aufgebaut. Beim Betrieb des Zentrums soll es später zu finanziellen Unregelmäßigkeiten ge- kommen sein. Jetzt wird Beck von der Justiz eingeholt - der Staats- anwalt hat das Wort.

Die Frage, die sich nicht nur in Deutschland mancher stellt: Darf man einen Mann auf die Anklagebank setzen, dem Deutschland seine (immer noch) hervorragende Stellung im Fechten verdankt ? In anderen Ländern würde man Beck mit Verdienstorden überhäufen.

Wie schief doch die Maßstäbe sind: Es gibt Länder auf allen Kontinenten, da gehört es zum System, dass Offizielle ganz ungeniert ihre Stellung nutzen, um in die eigene Tasche zu wirtschaften. Ob Obleute bei Olympia oder Kontinentalmeisterschaften, ob Funktionäre auf Verbandsebene. Da werden oft ganz ungeniert Fördermittel von Staat und Sponsoren in die eigene Tasche umgeleitet, da werden ganz selbstverständlich von Funktionsträgern sittenwidrige Geschäfte mit Fechtartikeln gemacht, etwa, indem man Sportler erst dann in die Nationalmannschaft beruft, nachdem sie sich bei bestimmten Leuten des Verbandes mit der Ausrüstung einer ganz bestimmten Marke ausgestattet haben. Trainergehälter werden manipuliert, mit gefälschte Unterschriftslisten werden staatliche Gelder abge- rufen und in undurchsichtige Kanäle geleitet, Abrechungen manipuliert, Lustreisen hoher Funktionäre ins Ausland bezahlt ...

Ähnliches ist in der Vergangenheit auch in Deutschland schon passiert, doch bei der Verfolgung solcher Straftatbestände unterscheiden sich offensichtlich die Welten: In Deutschland wird ein hochverdienter Mann wegen einer solchen Unregelmäßigkeit vor Gericht gestellt, an anderen Stellen des Globus gehören Betrug, Manipulation und Bestechung oft zum guten Ton. Man braucht dort oft nicht einmal solche Tatbestände zu verschleiern, weil es niemanden gibt, der dagegen aufmuckt, Staatsanwälte nicht hinschauen und Anti-Corruptions-Behörden auf mindestens einem Auge blind sind.


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