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Welchen Weg
muss das Thailändische Fechten gehen?

Meldung vom 26.11.2004, Copyright © www.kothny.de


Gedanken zur Einführung:

Mit drei Gold-, einer Silber- und vier Bronzemedaillen holte Thailand sein bestes Ergebnis in der Geschichte der Olympischen Spiele. Leider konnte Willi Kothny sein Ergebnis von Sydney nicht wiederholen. Dafür waren die Bedingungen einfach nicht gut genug. Sein 13. Platz war mehr, als aufgrund der Ausgangssituation zu erwarten war. Die nächsten Olympischen Spiele finden in vier Jahren in Peking statt.

Eine Chance für den Thailändischen Fechtverband, mehr zu erreichen als in Athen, denn China ist als Ausrichter bereits qualifiziert. Ziel muss es sein, sich als beste Mannschaft des Kontinents zu qualifizieren. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sich die AFAT eine neue bewegliche und leistungsorientierte Organisation geben. Dazu ist eine Umstrukturierung notwenig, die - zumindest im Säbel - mit den Zugang von Willi Kothny schon vor drei Jahren hätte erfolgen müssen.

Diese Chance wurde vertan. Jetzt sollte sie neu ergriffen werden. Dazu ist eine schonungslose Bestandaufnahme notwenig. Mag sein, dass sich einige, die Angst haben ihr ”Gesicht zu verlieren”, sich gegen eine solche Neuorientierung wehren. Tun sie es mit Erfolg, wird der gesamte Verband sein Gesicht verlieren. Es ist Zeit zum Handeln:

1. Die Situation im Internationalen Vergleich:

Sieht man einmal von Willi Kothny, Nr. 18 der Weltrangliste, und Nr. 71 Panchan Nontapat ab, muss man die Weltranglisten lange nach unten hin durchforsten, ehe man auf Thailändische Fechter stößt: An Position 151 kommt Siritida Choochokkul, die sich ihre Punkte in Europäischen Sattelitenturnieren geholt hat - Auf Rang 180 folgt Siriroj Rathprasert, der nur Dank Olympia aus dem Nichts nach ”vorne” gerutscht ist - Danach geht es erst wieder mit Position 264 weiter, und das auch nur im Säbel - In den anderen Waffen: Fehlanzeige.

2. Die Nationale Situation:

Die Nationale Situation ist undurchschaubar. Wer auf die Homepage der AFAT zappt, wird einige für den Leistungssport unverzichtbare Kriterien vermissen:

  1. Die Jahresplanung der Turniere
  2. Die aktuelle nationale Rangliste
  3. Die Zielsetzung
  4. Internationale Obleute
Folge:

  1. Durch die fehlende Jahresplanung ist kein Trainer in der Lage,
    einen vernünftigen Trainingsplan aufstellen.
  2. Durch die fehlende Aktualität der nationale Rangliste weiß kein Sportler,
    wo er steht und wie er sich zum ”Nationalfechter” qualifizieren kann.
  3. Durch die fehlende Zielsetzung dümpelt der Fechtsport planlos vor sich hin.
  4. Da Thailand über keinen einzigen FIE-Obmann verfügt,
    werden Thailändische Fechter bei Internationalen Wettkämpfen benachteiligt.

Weitere Faktoren:

Die Schwerfälligkeit der nationalen Turniere
(alle Waffen, alle Geschlechter, alle Altergruppen zur selben Zeit) verhindert eine Abstimmung auf den internationalen Turnierplan. Folge: Der Thailändische Fechtsport schmort im eigenen Saft. Sportler, die internationale Wettkämpfe bestreiten, haben kaum Chancen, sich an nationalen Ausscheidungen zu beteiligen. Dadurch gerät die nationale Rangliste in Schieflage. (Willi Kothny beispielsweise, Nr 18 der Weltrangliste findet sich in Thailand erst auf Platz 73 wieder, obwohl ihn noch kein Thailänder besiegt hat.)

Die finanzielle Unterstützung von Leistungssportlern ist undurchschaubar. Einige Sportler werden zu zweitklassigen Sattelitenturnieren nach Europa geschickt, anderen verwehrt man die Unterstützung zur Teilnahme an Grand Prixes. Unterstützungsgelder von der Sport Authority of Thailand (SAT) kommen oft nicht in voller Höhe beim Sportler an. Ihr Verbleib verläuft sich im Dunkeln.

Als psychologischer Faktor kommt hinzu, dass viele Thailändische Fechtfunktionäre und Sportler sich offen freuen, wenn Athleten aus einem anderen Lager bei internationalen Turnieren schlecht abschneiden.

3. Der Ausweg:

Oberstes Ziel muss es sein, den Fechtsport ausschließlich am Leistungsprinzip auszurichten. Das heißt: Nur Athleten, die sich in einer offenen Rangliste vorne platzieren, werden gefördert. Ausnahmen darf es nur in begründeten Einzelfällen geben.

Konkret ist folgendes zu tun:

  1. Aufstellen einer verbindlichen Jahresplanung zu Beginn der Saison, die mit der Weltmeisterschaft der Aktiven endet.
  2. Führen einer offenen nationalen Rangliste in allen Alterstufen. Die Rangliste ist unmittelbar nach Beendigung eines Qualifikationsturniers zu aktualisieren.
  3. Die AFAT muss Ziele für die jeweiligen Altergruppen und Disziplinen vorgeben.
  4. Die finanzielle Unterstützung muss sich an der Leistung orientieren. Ausnahmen können dort erfolgen, in denen Sportler aufgrund von Verletzungen keine Gelegenheit hatten, an Qu-Turnieren teilzunehmen.
  5. Die AFAT muss ihre Struktur flexibler organisieren, so, wie dies alle großen Fechtnationen tun. Für jede Waffe muss ein eigener Beauftragter verantwortlich sein. (Beispiel: Siehe Anhang).
  6. Die AFAT sollte sich bemühen, Sattelitenturniere im Degen und Florett nach Thailand zu holen. Das würde Reisekosten ins Ausland sparen und den internationalen Wettkampf fördern. Darüber hinaus müssen Turniere in SEA-Gebiet besonders gefördert werden.
  7. Die AFAT muss die Obmannausbildung forcieren. Durch schlechte nationale Obleute (meist ohne Prüfung), senkt sich nicht nur das Niveau thailändischer Fechter, auch werden Thaifechter bei internationalen Turnieren benachteiligt, weil es niemanden gibt, der sich ”revanchieren” könnte.
  8. Bei Internationalen Turnieren darf es nicht vorkommen, dass sich Thais die Hände reiben, wenn ein Thai verliert. Hier bedarf es der Nationalen Solidarität.

Alle Thailändischen Fechter und Vereinsfunktionäre sollten sich nicht scheuen, Ihre Meinung nicht nur hinter vorgehaltener Hand zu formuliere, sondern sie offen und konstruktiv in eine ”Nationale Diskussion” einzubringen.

(Ich selbst habe schon vor drei Jahren angeboten, der AFAT mit meiner über 10 Jährigen Erfahrung im internationalen Fechtgeschäft zur Seite zu stehen. Mein Angebot, auch mit General Chaisit Shinawatra ein Gespräch zu führen, bleibt bestehen.)

Diagramm Umstrukturierung AFAT:


AFAT sollte nicht alles durch ihr Präsidium regeln wollen, sondern unter dem Präsidium Fachverbände einrichten, die ihre eigenen Wettkampfplanungen machen und Athleten nach ihrer Leistung zu internationalen Turnieren schicken.

Je nach Leistung der Fechter weist AFAT den Fachgruppen Gelder zur Finanzierung zu. Gelder werden aber vom AFAT-Schatzmeister verwaltet. Fachgruppe schlägt (mit WC, SEA-Game, Asien Champ abgestimmte) Turnierplanung an AFAT vor.

Die Wettkämpfe werden von den Vereinen unter Aufsicht der AFAT durchgeführt. Auch Thai-Champ, Thai-Open, Weltcups und Asienspiele. (AFAT kann sich bei großen Events wie WC's die Federführung vorbehalten). Durch dieses System wird den einzelnen Waffen und den Vereinen mehr Verantwortung auferlegt und die AFAT von organisatorischen Kleinigkeiten entlastet. Sie kann die weittragenden Entscheidungen treffen und bindet sich nicht durch Tagesgeschäfte oder Turnierorganisation.

Insgesamt muss das Management professioneller werden. Auch sollte man überlegen, ob man einen bezahlten Sportdirektor einstellt (oder durch Militär abstellt). Der könnte sich dann den wichtigen Dingen widmen und nicht durch den Verkauf von Fecht-Equipment gebunden sein.


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