« Vorherige Meldung Gesamtübersicht Nächste Meldung »  

Flutkatastrophe in Südostasien:
Willi weiter mit ISAR-Ärzteteam unterwegs

Meldung vom 31.12.2004, Copyright www.kothny.de

Phuket: Willi Kothny ist weiter mit dem Ärzteteam von ISAR unterwegs. Mit einem Hubschrauber der Thai- ländischen Armee brachten sie Hilfe in ein Fischerdorf auf einer Landzunge. Das Dorf ist seit der Flutwelle von der Aussenwelt abgeschnitten. Auf seinen Touren durch das verwüstete Land hilft Willi immer wieder dort, wo er aktuelle Not vorfindet. Er kauft sauberes Wasser, Milch, Nahrung, Baumaterial. Überall da, wo es am Nötigsten fehlt, springt der Student ein. Diese Soforthilfe ist nur möglich, weil er völlig unbürokratisch über finanzielle Mittel verfügen kann.

Inzwischen verfügt Kothny über ein Hilfskonto in Höhe von 5.000 Euro. Ihm genügt ein Gang zum Geldautomaten, und schon kann die Hilfe fließen. Bisher hat er 20.000 Baht an Soforthilfe ausgegeben. Mittlerweile kommen Hilfsangebote von Freunden, Bekannten und auch Fremden: Ein Unternehmer aus dem Westerwald bietet die prothetische Versorgung von Patienten an, Onkel und Chirurg Peter Christian Kothny eine gratis Operation, ein Arzt seine Hilfe, ein Freund die Aufnahme von zwei thailändischen Kindern, die ihre Eltern verloren haben.

Am Sonntag wird das Ärzteteam von ISAR zurückfliegen. Der Teamchef wird Kothny dann ein Dorf nennen, das besondere Hilfe nötig hat. Willi wird dann seine ganze Kraft in den Aufbau dieses Dorfes setzen. Zusammen mit dem Dorfältesten möchte er den Wiederaufbau vorantreiben und die Lebensgrundlage wieder herstellen. Ein ganz konkretes Projekt, für den Koblenzer also für die Zukunft. Die Zeit als Dolmetscher für Touristen und Hilfsteams geht damit zu Ende. Jetzt folgt der Aufbau.

In Deutschland unterstützt Vater Erik Kothny die Aktivitäten seines Sohnes: Kontoverwaltung, Koordination der Hilfsangebote, Pressearbeit und psychologische Betreuung - denn ganz spurlos gehen die Geschehnisse im Süden Thailands auch nicht an einem stressgewohnten Leistungssportler vorbei. Ziel aller zukünftigen Hilfs-Maßnahmen muss es daher auch sein, die Verantwortung für den Wiederaufbau in die Hände des ausgesuchten einheimischen Dorfes zu legen. Wiradech Kothny wird dann als Berater, Manager und Organisator tätig sein.

In einem Brief versuchte der Vater daheim, seinen Sohn in den schwersten Stunden seines Lebens beizustehen - Psychologische Betreuung via Internet:

Lieber Willi

Ich weiss , es ist leicht von Deutschland aus gute Ratschläge zu geben.
Ich weiss, dass wir hier keine Ahnung haben, wie es wirklich in Phuket ist,
Ich weiss, dass nur Du alle Entscheidungen alleine treffen kannst,

dennoch: einige Ratschläge, die Du überdenken sollst.

Du bist in einem Katastrophengebiet, von einem Ausmaß, wie es die Welt noch nicht erlebt hat, von einem Ausmaß, das Hiroshima und Nagasaki übersteigt.

Du hattest vom ersten Tag an den Willen zu helfen. Doch die Katastrophe ließ nicht zu, dass Du Deine Fähigkeiten voll entwickeln konntest: Die Deutsche Botschaft reagierte nicht auf Dein Angebot - es ging in der Flut der Informationen einfach unter.

Deine Freude, endlich beim Ärzteteam ISAR helfen zu können, dauerte keine Woche. Das Team wird abgezogen, weil es zu spät kam und Toten nicht helfen kann.

Dennoch: Du musst Dir bewusst sein, dass Du Dein Bestes gegeben hast und dass Du im Rahmen Deine Möglichkeiten geholfen hast, das Leid der Menschen zu lindern. Und das alleine zählt.

Die Sympathie, die Dir aus ganz Europa (vor allem auch aus der Schweiz) für Deine Tat entgegenschlägt ist unbeschreiblich: Innerhalb eines Tages gingen 5.000 EURO auf Deinem Hilfskonto ein. Sogar Deine Schwester Manuela hat über ihr Handy 5 Euro gespendet. Andere haben 1.000 Euro überwiesen.

Jetzt, Willi, stehst Du vor einer neuen Entscheidung: 5.000 Euro und Elend, das tausendfach ist. Du stehst vor der Situation, einen Ozean mit einer Suppenkelle auslöffeln zu wollen. Du musst Dir jetzt ganz klar vor Augen führen, dass Du das nicht kannst. Aber: Du hast einen Schatz: 5.000 Euro und viele Spender, die auf Dich setzen. Spender, die Dir vertrauen, dass ihr Geld direkt bei den Opfern ankommt, ohne von der Bürokratie gefressen zu werden. Die ehemalige Präsidentin des Deutschen Fechterbundes hat über Dich einmal gesagt: „Der kleene Willi macht das schon” - und der kleine wurde Weltmeister.

Jetzt stehst Du vor der selben ausweglosen Situation, nur dass dies kein Sport-Wettkampf ist. Versuche daher nicht, den Ozean mit der Suppenkelle auslöffeln zu wollen. Du wirst scheitern. Suche vielmehr solche Aufgabe zu lösen, die Du mit Deiner Suppenkelle lösen kannst.

Konkret: Laufe nicht gegen das Gesamt-Unheil an, sondern suche das kleinste und entlegenste Fischerdorf an der Küste und setze dort das Geld ein.

- Kaufe sauberes Wasser, damit die Leute nicht an Seuchen erkranken.
- kaufe saubere Lebensmittel, damit die Leute nicht vergiftet werden.
- kaufe Kindernahrung für die Kleinen, Sie sind am anfälligsten
- Schaffe Hygiene , indem Du die Leichen beseitigen lässt, baue Toiletten.
- kaufe Baumaterial, damit sich die Leute ein Dach über den Kopf haben.
- kaufe Medizin. Halte Verbindung zu Ärzten. - sorge Dich um Waisenkinder, Witwen ...
- Wenn es Schwerverletzte gibt, sorge ich für Hilfe aus Deutschland. Dein Onkel Peter hat zugesagt, dass er alle nötigen Operationen gratis durchführen wird. Freunde von Dir wollen Kinder aufnehmen, Ein Prothesenhersteller will eine Patenschaft übernehmen. Ein T-Shirt ist bereits in Druck: ”Koblenz hilft Willi”

Versuche bitte, in Deinem Dorf, die Selbsthilfe anzukurbeln. Hole die Leute aus der Lethargie, mache Ihnen Mut, ihr Schicksal wieder in die eigene Hand nehmen. Sie sollen aber wissen: ”Wenn wir Hilfe brauchen, Willi ist da und: Willi kann helfen.”

Dann kannst (und musst) Du Dir im Neuen Jahr ein paar Tage Auszeit nehmen. Deine Seele braucht Erholung. Nimm auch an den Universitätsspielen in Bangkok teil. Sieg oder Niederlage ist egal. Der Sport lenkt ab, führt Dich wieder ins normale Leben zurück.

Ich weiss, die Zeit ist schwer für Dich, Du machst als junger Mann mehr mit, als ich mit 65 Jahren je mitgemacht habe. Doch Du sollst wissen, dass Du nicht alleine bist, dass die ganze Familie hinter Dir steht und Dir Kraft gibt. Das sollte Dich mit Zuversicht erfüllen, die damals Erika Dinstel in Dich gesetzt hat, als sie sagte: ”Der kleene Willi macht das schon!”

Ich bin stolz auf Dich.

Dein Vater




Und auch im Gästebuch sind immer wieder neue motivierende Einträge zu finden:

Am 31.12.04 um 12:12 Uhr schrieb Ines:

Hallo Willi,

auch wir sind als langjährige Thailandurlauber sehr betroffen über das Elend. Vorallem KhaoLak ist uns sehr ans Herz gewachsen.Über die Spenden an die bekannten Hilfsorganisationen war ich auf der Suche, auch direkt für die Betroffenen aus Thailnand zu spenden und war übers Thailandforum fündig. Ich denke unsere Spende ist bei Dir in guten Händen und kommt direkt bei den hilfsbedürftigen Thais an. Wir haben unseren Flug nach Bangkok schon lange gebucht und haben uns entschlossen, trotz dieser Katastrophe zu fliegen. Meine Frage nun, was wird vor Ort benötigt? Die grossen Hilfsorganisationen meinen, dass im Moment nur Geldspenden benötigt werden. Macht es Sinn, Kleider oder Spielsachen zu sammeln und nach Phuket und Khao Lak zu bringen. Wir fliegen in 3 Wochen. Wir wünschen Dir Durchhaltevermögen und viel Glück.

Rainer und Ines


Am 31.12.04 um 08:01 Uhr schrieb Dieter Huth:

Verehrter Wiradech Kothny, lieber "Willi",

als jemand der als mehr seit zwei Jahrzehnten Thailand in sein Herz geschlossen hat und dabei viele "Ecken" kennenlernte (natürlich auch Phuket, Kho Phi Phi, Ao Nang und Khao Lak), bin ich ganz besonders tief betroffen von der Tsunami-Katastrophe. Es gibt wohl kaum jemand wie Sie, der allein schon aufgrund seiner Biographie im Herzen und Verstand, in Sprache und Mentalität Thailand und Deutschland so eng verbunden ist. Und genau DAS möchten Sie ja einsetzen um sich im schlimmsten Moment Thailands als Helfer zu engagieren. So bin ich mir ganz sicher, dass meine Spende, die ich heute anweise, bei Ihnen in besten Händen ist und in meinem Sinne verwendet wird. Bei Ihrer sicherlich sehr schwierigen Arbeit (aber natürlich auch für Ihre sportliche Karriere) wünsche ich Ihnen viel Kraft, Gottes Segen und "tschogh dih" (leider keine Thai-Tastatur vorhanden).

Ihr Dieter Huth aus Sankt Augustin


Am 31.12.04 um 00:42 Uhr schrieb Tobias Rouette:

Hi Willy,

das letzte Mal haben wir uns kurz in der Löhrstraße in Koblenz gesehen. Ich war der Nachhilfelehrer von dir und deinem Bruder.Oft habe ich deine Lebensweg verfolgt und an dich und deinen Bruder gedacht. heute lese ich von deine Dolmetschertätigkeiten bei der grausamen Flutkatastrophe in Südostasien. Nachdem wir gespendent haben,überlegen wir jetzt, wie wir weiter helfen können, Es ist blöd, nach so langer Zeit, diesen Anlass zu nutzen, um mit dir in Kontakt zu treten, aber vielleicht soll es so sein. Wir, meine Frau und mein Sohn möchten weiter helfen. Vielleicht kannst du uns helfen die bürokratischen Grenzen zu überwinden, und ein oder zwei familienlosen Kindern ein neues Zuhause zu bieten.Es muss doch möglich sein. Sicherlich hast du jetz andere Sorgen, dennoch eine Bitte an dich. Danke im Vorraus, deinem Vater habe ich auch geschrieben, dir viel Kraft und Durchhaltevermögen, liebe Grüße, in der Hoffnung auf Antwort von dir,

Tobias aus Koblenz


Am 30.12.04 um 13:31 Uhr schrieb Max Geuter:

Lieber Willi,

gratuliere zu Deinem Engagement in Thailands Hölle Phuket. Schon am ersten Tage hat meine Familie einen namhaften Betrag gespendet. Wie ich von einem Freund, dem Generalsekretär aus Indonesien, Soserjono, erfuhr, verloren sie einen Juniorenfechter, den Sohn des Trainers Iswahydudi aus der Hauptstadt Banda Aceh. Ein anderer Trainer aus Banda Aceh verlore 2 Kinder. Sie haben in Banda Aceh viele Nationalfechter und checken nun, ob noch alle am Leben sind. All das erfuhr ich am 28. Dezember und informierte auch Jochen Faerber, unseren Pressemann. Ich wünsche Dir viel Glück bei Deinem selbstlosen Einsatz in Deinem Heimatland - und bleib vor allem gesund! Herzlichen Gruss aus Deutschland,

Max Geuter


Spendenkonto zur unbürokratischen Soforthilfe:

Stichwort: Tsunami Phuket
Volksbank Koblenz Mittelrhein eG
Inhaber: Kothny
Konto-Nr.: 120 7337 010
BLZ: 570 900 00
IBAN: DE81570900001207337010
BIC: GENODE51KOB


  « Vorherige Meldung Gesamtübersicht Nächste Meldung »