Kein zufriedenstellender WM-Einstand - trotzdem eine Runde weiter
Bericht von Dirk Kurz in der Rhein-Zeitung, 04.11.1999
Seoul: Nach ihrem fünften und vorerst letzten Gefecht wandte sich Sabine Thieltges ab, ließ Maske und Waffe fallen und verschwand in den Katakomben. 0:5 hatte sie gerade gegen die Österreicherin Dorothea Tanzmeister verloren; es war die dritte Niederlage an diesem Morgen, und so wollte die Koblenzerin zunächst einmal alleine sein. Auch ihre Teamkollegin Melanie Trosser, die sich auf die Suche machte, kehrte unverrichteten Trostes zurück.
„Ich bin überhaupt nicht zu Recht gekommen. Es lief gar nichts”, erläuterte Sabine Thieltges, als sie sich wenig später wieder gefangen hatte. Dabei hatte die Vorrunde für die 18-Jährige von der Fechtgemeinschaft CTG-Königsbacher mit dem 5:2-Sieg über Venezuelanerin Yenny Nieves durchaus gut begonnen. Anschließend wusste Thieltges gegen Elena Netchaeva (Russland) und Xue Tan (China) „überhaupt nicht, was ich machen sollte”. Beide Male verlor sie zu zwei. „Sie wirkte wie gelähmt”, urteilte Beobachter Eberhard Mehl am Rande der Planche. Ganz anders trat Thieltges dagegen in Gefecht Nummer vier auf: Mit 5:0 fertigte sie Rebecca Palser (Australien) ab.
Dennoch überwog nach ihrem ersten Auftritt bei einer Fecht-Weltmeisterschaft angesichts ihrer 2:3-Bilanz eine gehörige Portion Enttäuschung. „Ich war so schlecht wie es nur geht”, befand Thieltges und stellte anfänglich sogar die Qualifikation für die Runde der letzten 64 in Frage. „Ich weiß nicht, ob ich weiter bin”, sagte Thieltges und vergaß im Frust über die eigene Leistung, dass die Vorrunde aufgrund des kleinen Starterfeldes allein zur Festlegung der Setzliste diente.
Und so trifft die Schülerin von Landestrainer Imre Bujdoso in der Olympiahalle von Seoul heute im ersten K. o.-Gefecht der Direktausscheidung auf Alejandra Benitez. Auch die kommt, wie ihre erste Vorrundengegnerin, aus Venezuela. Es könnte ein gutes Omen für Sabine Thieltges sein...