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Olympia-Premiere für Damensäbel sorgt für Ärger

dpa-Meldung vom 08.04.2002

Stuttgart: Die Aufnahme von Damensäbel als neue Waffe ins Programm der Olympischen Spiele in Athen hat für Wut und Unverständnis im Fechterlager gesorgt. Athleten und Funktionäre kritisieren die vom Internationalen Fechtverband (FIE) getroffene Entscheidung, dafür die Team-Wettbewerbe im Damenflorett und Herrensäbel für 2004 aus dem olympischen Programm zu streichen.

„Ich war den Tränen nahe, als ich davon hörte. Für mich ist unverständlich, eine neue Waffe hereinzunehmen und andere, traditionsreiche zu bestrafen”, sagte Rita König, die bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney Silber im Florett-Einzel und Bronze mit der Mannschaft gewann.

Die Tauberbischofsheimerin empörte die Art und Weise der beim Kongress im türkischen Antalya getroffenen Entscheidung: „Dass Leute per Los über Sportlerschicksale entscheiden, das ist niveaulos. Für mich haben die Herrschaften nicht nachgedacht.” Solidarität erfuhr König von der Degen-Gesamtweltcupsiegerin Imke Duplitzer (Heidenheim), die das Los ebenso hätte treffen können. „Das ist ein Wahnwitz. Wenn die FIE sich so verbiegen lässt und zu so einem schwachsinnigen Kompromiss kommt, muss man sich über Fechten bei Olympia Sorgen machen.”

Hintergrund der mit 45:27 Stimmen getroffenen Entscheidung ist die Haltung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die Anzahl von 10 olympischen Fecht-Wettbewerben und 200 Athleten nicht weiter zu erhöhen. IOC-Vizepräsident Thomas Bach hatte wiederholt deutlich gemacht, dass Damensäbel als weitere Waffe in der olympischen Familie willkommen sei. Den von der FIE vorgeschlagenen gemischten Mannschafts-Wettbewerben hatte das IOC jedoch eine Abfuhr erteilt.

Überraschend ist das Votum für Einzel und Team der Säbeldamen vor allem deswegen, weil Damendegen deutlich länger auf die olympischen Weihen warten musste. Zudem ist die Zahl der Konkurrenz fähigen Damensäbel-Nationen sehr überschaubar. Deutschland stellt in Sandra Benad (Eislingen) die Vize-Europameisterin und holte zudem den EM- Mannschafts-Titel.

Nicht nur die Fechter, auch die Funktionäre der großen, in Antalya aber von den kleinen Verbänden überstimmten Fecht-Nationen sind unzufrieden. „Über diese Lösung ist keiner glücklich. Das ist die schlechtestmögliche Konstellation, die herauskommen konnte”, erklärte der Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB), Claus Janka, und kritisierte zudem FIE-Präsident René Roch. „Er hat es versäumt, über langfristige Lobby-Arbeit Einfluss auf das IOC zu nehmen.”

Deutschland, das im Herrensäbel und Damenflorett in Sydney seine einzigen olympischen Mannschafts-Medaillen holte, trifft die Entscheidung ebenso hart wie beispielsweise Italien oder Rumänien. Der Balkanstaat wird als erste Reaktion bis auf weiteres keine Weltcup-Turniere mehr ausrichten.


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