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Fechtgemeinschaft vor dem Aus

fechten.de-Meldung vom 15.05.2002

Koblenz: Die Fechtgemeinschaft CTG-Königsbacher, ein Zusammenschluss des Königsbacher SC Koblenz e. V. und der Coblenzer Turngesellschaft 1890 e. V. wird zum Ende der Fechtsaison aufgelöst.

Jahrelang wurde von Sponsoren und öffentffentlichen Gremien gefordert, man solle den Querelen im Koblenzer Fechtsport ein Ende bereiten und die beiden Fechtabteilungen vereinigen. Erst die Zusage einer Landestrainerstelle konnte die Vorsitzenden dazu bewegen über die Fechtgemeinschaft nachzudenken und diese in die Tat umzusetzen.

Schnell zeigten sich erste sportliche Erfolge und auch die Finanzlage gestaltete sich deutlich besser als zuvor in den beiden Fechtabteilungen. Wer hier den Funktionären bei der ehrenamtlichen Arbeit zusah, fragte sich manchmal warum das nicht in allen Vereinen so harmonisch verlaufen konnte. Doch der Schein trug. Hinter der glänzenden Fassade der FG CTG-Königsbacher gab es ständig kleine Kriegsschauplätze. Erst zwischen den beiden Säbeltrainern Eberhard Mehl und Imre Bujdoso, die - jeder auf seine Art und Weise - die Arbeit des Anderen nicht so recht anerkennen wollten. Dann setzten sich diese Spannungen fort und führte zu Konflikten zwischen den Vorsitzenden der Fechtgemeinschaft. Man versuchte die Wogen zu glätten und setzte den Vorsitzenden Erik Kothny ab. Aber die Probleme blieben die gleichen. Nun traten die Spannungen zwischen anderen Vorstandsmitgliedern auf, die bereit waren, über die Thesen des abgesetzten Vorsitzenden nachzudenken und diese ernsthaft durchleuchteten.

Die Trennung der Trainingsgruppe Max-von-Laue-Gymnasium (Trainer Eberhard Mehl) vom Rest des Vereins brachte dann deutliche Leistungsunterschiede zwischen den Sportlern hervor und sorgte für noch mehr Unmut hinter den Kulissen.

Zwischenzeitlich gaben die Vorsitzenden der Fechtgemeinschaft CTG-Königsbacher, Frau Monika Sauer und Herr Jörg Rohrer bekannt, die Fechtgemeinschaft wird zum Saisonende aufgelöst; beide Vereine treten dem Regional- und Landesverband wieder bei und führen den Fechtsport für ihre Mitglieder fort.

Es war ein Experiment für das Fechten in Koblenz, aber so kann man mit ehrenamtlich tätigen Erwachsenen nicht umgehen, so Frau Sauer.


Kommentar von Erik Kothny:

Die Ursachen des Scheiterns der Fechtgemeinschaft CTG-Königsbacher wurden bereits bei der Gründung gelegt. Schuld daran war der zeitliche Druck der Sponsoren und des Landessportbundes. Wegen der frei gewordenen Olympia-/Landestrainerstelle hatte Kothny als Abteilungsleiter der CTG keine Möglichkeit, die unterschiedlichen Trainingsprogramme zwischen Eberhard Mehl und Imre Bujdoso abzustimmen. Diese Abstimmung sollte Grundlage der FG sein. Der KSC-Vorsitzende Jörg Rohrer beschwichtigte, es gäbe „keine unüberwindlichen Schwierigkeiten”, das athletische Konzept Mehls in die Trainer-Konzeption der FG zu übernehmen. Doch schon bald stellte sich heraus, dass Imre Bujdoso sich weigerte den gemeinsam beschlossenen Trainingsplan mit Eberhard Mehl auszuarbeiten. Der Ungar erschien gleich mehrmals nicht zu vereinbarten Terminen, vielmehr legte er es von Anfang an darauf an, Mehl-Schüler zu sich abzuwerben. Dies hatte sogar der Landessportbund in einer Untersuchung bestätigt.

Das Schlimme daran: Jörg Rohrer unterstützte sowohl die Verweigerungshaltung als auch Abwerbepolitik seines Trainers. Dabei missbrauchte Rohrer seine Multifunktionsstellung als Vorsitzender des KSC, der Fechtgemeinschaft und des Fechterbundes Mittelrhein. Kothny, der immer die Umsetzung des gemeinsamen Trainingskonzeptes anmahnte, die Finanzpolitik geisselte, die andere Vorstandsmitglieder hinter seinem Rücken betrieben (Umleitung von ABM-Geldern zur Schuldentilgung des KSC) und wiederholt die Abwerbepolitik Bujdosos anprangerte, wurde mehr und mehr zum unbequemen Mahner, der ”Sponsoren” verschreckte. Kothny musste weg.

In einer ausserordentlichen Delegiertenversammlung wählten Jörg Rohrer und Monika Sauer mit handverlesenen Delegierten den Vorsitzenden Kothny ab (Brauerei-Tribunal). Kothny Senior, Kothny Junior und Eberhard Mehl beschlossen daraufhin, sich aus der FG zurückzuziehen - notfalls in einem eigenen Verein so lange weiterzutrainieren, bis die CTG aus der Gemeinschaft ausschied. Monika Sauer gelang es, Mehl aus der Allianz herauszubrechen. Willi Kothny gründete trotz Nötigungsversuchen (Sauer: „Ohne unsere Protektion ist der schulische Erfolg gefährdet”) einen eigenen Verein. Auf Druck von Monika Sauer trat auch Mehl von seiner ursprünglichen Zusage, Willi auf alle Fälle weiterzutrainiern, zurück. Willis Cousin Somkhit Phongyoo sprang in die Bresche, wurde daraufhin von Sauer (ohne Abmahnung) gefeuert.

Die Fechtgemeinschaft schien ihre Ruhe zu haben - Quengler Kothny war eliminiert. Doch die Ursache war geblieben: Jörg Rohrer, der nicht im Traum daran dachte, die Abwerbungen seines Trainers zu stoppen, oder das athletische Trainingskonzept Mehls umzusetzen. Die Politik Rohrers gipfelte schliesslich in der Duldung, dass der Leistungsbeauftragte Erhard Bauer aus der Fechthalle geekelt wurde. Im KSC-dominierten Vorstand forderte man offen die Abwahl Bauers. Dies brachte (endlich) Hans Melcher auf den Plan. Erstmals machte er gegen die Rohrer'sche Politik Front und trat als Geschäftsführer zurück (siehe News vom 12.01.2002).

Monika Sauer übernahm das Zepter, war aber schliesslich auch gegen die Aussitzpolitik von Rohrer chancenlos. Der dominiert nun mit der gesamten Familie sowohl KSC, FG, als auch Fechterbund. Sogar die D-Kader-Zuschüsse, die bisher in die Vereine flossen, werden dazu verwendet, seinen Sohn als Landestrainer zu bezahlen.

Es folgte, was folgen musste: Die Auflösung der FG. Doch das hätte Monika Sauer früher haben können, und ohne mit den Kothnys zu brechen. Denn ihrer Interventionspolitik ist es zu verdanken, dass langjährige Freundschaften zwischen Trainer Mehl, Säbelass Willi Kothny und Manager Erik Kothny in die Brüche gingen. Wenn sie jetzt klagt, ”So kann man mit ehrenamtlich tätigen erwachsenen Menschen nicht umgehen”, kann man dem nur beipflichten und das Verhalten von Sauer in diese Aussage mit einbeziehen. Schade nur, das sich Sponsoren und Sportbünde so lange Sand in die Augen streuen liessen. Doch die sind selber schuld, denn solange Kothny im Amt war, wurden sie über alle Unstimmigkeiten in der FG informiert. Man hatte von Anfang an davon gewusst, aber anstatt auf den Mahner zu hören, glaubte man der Beschwichtigungspolitik der FG, an der sich unisono alle Vorstandsmitglieder beteiligten. Wenn Willi Kothny jetzt für Thailand startet, dann ist das auch auf diese Politik der FG zurückzuführen.


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