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Erik Kothny aus Sydney für SWR 4

Meldung vom 14.09.2000, Copyright © 2000 - www.kothny.de

SWR 4 Radio Koblenz, am Mikrofon Barbare Harnischfeger. Der Koblenzer Sender des Südwestrundfunks berichtete heute über die Situation der Koblenzer Fechter in Sydney.

Studioleiterin Barbara Harnischfeger bemühte sich zwar Willi Kothny und Dennis Bauers ans Telefon zu bekommen, doch die waren mitten im Training und unabkömmlich. So sprang SWR 4 Reporter Erik Kothny in die Bresche. Nachfolgend der Text des Interviews:

Barbara Harnischfeger: Ich bin jetzt verbunden mit Erik Kothny in Sydney. Erik Kothny begleitet seinen Sohn Willi nach Olympia zum Fechtturnier. Hallo Erik, 14 Tage seid ihr jetzt schon Australien, wie habt ihr Euch eingelebt, wie ist die Stimmung?

Erik Kothny: Die Stimmung Barbara könnte nicht besser sein. Und zwar in beiden Lagern !

Barbara Harnischfeger: Was heisst beide Lager?

Erik Kothny: Also: Da gibt es einmal das Lager der Sportler. Willi Kothny und Dennis Bauer aus Koblenz sind im Olympischen Dorf untergebracht, und da fehlt es den Jungs an nichts. Zweibettzimmer, internationale Küchen aus allen Kontinenten, Internet-Cafes und nach dem täglichen Training eine Stadt, die alles bietet, was man sich vorstellen kann: Zoo - Museen - Parks, Hafenrundfahrten, Einkaufsbummel alles gratis, alles aber nur bis 23:00 Uhr - da ist nämlich Zapfenstreich. Und da ist das andere Lager für Trainer Eberhard Mehl und mich: Die Regeln bei Olympia sind so streng, dass alles, was keinen Ausweis fürs olympische Dorf hat, dort auch nicht hineindarf. Mehl und ich hatten uns - wegen Zimmerknappheit - schon vor einem Jahr einen Campingwagen gemietet. Als ich das damals dem Koblenzer Abbruchunternehmer Heiner Christer erzählte, schüttelte der bloss den Kopf und sagte: Unnötig: In Sydney wohnt doch mein alter Koblenzer Freund Willi Arweiler. Geht den doch besuchen, der gibt Euch alles war ihr braucht. Das haben wir gemacht - und jetzt wohnen wird bei Willi Arweiler - der Campingwagen steht im Garten. Also: Uns fehlt es an nichts - den Jungs fehlt es an nichts - das einzige was noch fehlt ist jetzt eine Medaille !

Barbara Harnischfeger: Wie stehen denn da die Chancen ?

Erik Kothny: Die Säbeltruppe mit den Koblenzern Willi Kothny und Dennis Bauer sind zwar die Stimmungsmacher in der Deutschen Fechttruppe, aber für eine Medaille haben die Säbler bestenfalls Aussenseiterchancen. Die Jungs sind mit 19 und 21 Jahren ganz einfach noch zu jung nicht reif genug für so ein Turnier. Im Degen und Florett sieht es da schon anders aus, da ist Deutschland mit Arnd Schmitt und Imke Duplitzer sogar Favorit !

Barbara Harnischfeger: Die Organisation vor Ort, klappt die denn ?

Erik Kothny: Da muss man wieder unterscheiden zwischen offiziell und zwischenmenschlich: Offiziell klemmt es oft hinten und vorne: Die Busse zu den Trainingsstätten haben bis zu drei Stunden Verspätung - entweder kennen die Fahrer nicht den Weg oder sie streiken, aber die Organisatoren vor Ort setzen sich dann ganz einfach über die engstirnigen Bestimmungen des Internationalen Olympischen Commitees hinweg, handhaben Verlängerungen oder Zutrittsregelungen grosszügig. Überhaupt die olympischen Helfer sind freundlich und zuvorkommend - ohne sie wäre das starre Reglement des IOC gar nicht zu ertragen. Trainer Eberhard Mehl z.B. hat offiziell gar keine Berechtigung die Trainingshalle zu betreten (die haben nur die Bundestrainer) - aber Michael Read vor Ort drückt beide Augen zu, lässt den Koblenzer Trainer anstandslos zu seinen Schülern, vorbei an den Securities.

Barbara Harnischfeger: Jetzt interessiert mich doch noch einmal die Stimmung der Jungs: Es muss doch gigantisch sein, morgen bei der Eröffnung ins Stadion einzumarschieren. Was geht denn da zum Beispiel in Willi Kothny vor ?

Erik Kothny: Nun, beide, Dennis Bauer und Willi Kothny sind schon etwas kribbelig, aber natürlich auch stolz mit der deutschen Mannschaft morgen einzumarschieren mit ihrem dunklen Anzug und dem Panamahut. Es ist schon etwas anderes, ob man auf einem 08/15 - Weltcup ficht, oder bei Olympia; wo plötzlich alle Welt zuschaut - also ganz spurlos geht das sicher nicht an den sonst so coolen Schülern vorbei - und beide (Willi war gerade hier zur der Geburtsfeier unserer Gastgeberin und hat es mir bestätigt) freuen sich auf morgen - und ab dann wird sicher auch die Spannung bis zu den Wettkämpfen der Säbler am 21. und 24. tagtäglich zunehmen. Aber - und das wissen die Koblenzer auch - keiner erwartet von ihnen eine Medaille, und von daher können sie das Ganze wirklich gelassen angehen. Für Willi und Dennis trifft der olympischen Gedanke im wahrsten Sinne des Wortes zu: „Dabei sein ist alles.”

 Trainingsplan der Deutschen Säbelmannschaft:

Donnerstag, 14.09.
10:00 - 12:00
10 min Aufwärmen
IK-Programm 3 Serien Beine, 2 Serien Arme
4x50 Bauch, 2x50 Rücken, 2x50 Waden
10 min Auslaufen und Ausdehnen


Olympischer Boomerang: Das Rätsel der oft drei-stündigen Verspätung von Bussen zu den Trainingsstätten ist gelöst. Viele Fahrer streiken oder haben ihre Schlüssel abgegeben. Und die arbeitswilligen Busdriver sind nicht in der Lage alle Fahrten termingerecht durchzuführen.


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