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Mister Rambo

Meldung vom 28.08.2005, Copyright www.kothny.de

Ban Bangsak: Es mutet an, wie in einem Western. Ein von Gangstern heimgesuchtes Dorf heuert einen Revolver- helden an, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Ähnliches geschieht in Ban Bangsak, wenn auch nicht so martialisch wie bei John Wayne.

Und das kam so: Im Gegensatz zu anderen Hilfsorga- nisationen, die mit Fremdkräften die vom Tsunami zerstör- ten Häuser aufbauten, bezog Willi von Anfang an alle Dorfbewohner in den Aufbau mit ein.

Manch andere Hilfsorganisationen arbeiten mit Mogel- packungen, indem sie vorgeben, ”einheimische” Firmen, zu beschäftigen; was aber nichts weiter heißt, als dass der Bauunternehmer vielleicht Thai ist, seine Bauarbeiter aber als Dumpingkräfte aus Birma oder Laos holt. Diese Unternehmen sind meist daran zu erkennen, dass am Rande des Bauprojektes Welblechhütten als Unterkunft der Fremdkräfte stehen.

Ergebnis: Die Bauunternehmer berechnen als Lohn für die Bauarbeiter die in Thailand üblichen Preise, bezahlen aber nur einen Bruchteil an die Arbeiter wirklich aus und schieben sich den Rest des Geldes in die eigene Tasche.

Von dieser Praxis merken die Hilfsorganisationen meist gar nichts, weil ihnen der Bürgermeister vorgaukelt, es gehe alles mit rechten Dingen zu. Ergebnis: Das Geld für den Wiederaufbau kommt gar nicht bei der einheimische Bevölkerung an. Das wiederum hat zur Folge, dass sich manche Leute mit Diebstahl und Raub über Wasser halten.

Für solch verarmte Leute muten Willis Bauarbeiter schon als wohlhabend an. 37 von ihnen haben ein eigenes Haus, einen Kühlschrank und einen eigenen Fernseher (wichtig, wegen der Tsunami-Warnungen, die über den Bildschirm kommen). Was liegt da näher, als sich bei den ”Reichen” zu bedienen.

Da die Polizeikräfte zum Schutz nicht ausreichen, haben die Bewohner von Ban Bangsak ihre Sicherheit nun selbst in die Hand genommen. Mr. Somchai zum Beispiel produziert am laufenden Band Fenstergitter. Je vier Gitter für 37 Häuser - fast eine Lebensaufgabe.

Zudem heuerte Willi eine Art ”Revolverhelden” an - ohne Revolver, versteht sich, aber mit einem sehr effektiven Sicherheitskonzept. Da in Thailand jeder mit seinem Spitznamen gerufen wird, war für den Dorfsheriff schnell ein geeigneter Name gefunden: ”Mister Rambo”. Und das sind seine Waffen:

Jede Nacht gehen Dorfbewohner Streife. Sie haben ein Funkgerät, dass sie mit Mr. Rambo verbindet. Mr. Rambo hat zwar keine Lizenz zum Töten, dafür aber ein viel effektiveres Papier: Eine Lizenz nämlich, die es ihm gestattet, als offizieller Teilnehmer auf dem Polizeifunk zu senden und Meldungen direkt an die Ordnungskräfte weiterzugeben.

Zusätzlich schrecken zwei Alarmsirenen und Flutlicht- scheinwerfer jeden Einbrecher ab. Und da Mr. Rambo sehr viel Geld kostet, sind die Dorfbewohner von Ban Bangsak jetzt dabei, von Mr. Rambo die Regeln des Sprechfunks zu lernen und selbst die Polizeifunklizenz zu erwerben.

Dann wird Mr. Rambo ins nächste Dorf weiterziehen, so wie es auch der Revolverheld im Western tut - es sei denn, er findet im Dorf eine Schöne, für die es sich lohnt, das Halfter an die Wand zu hängen und zum Fischernetz zu greifen...


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