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Wilis Utopia

Meldung vom 04.09.2005, Copyright www.kothny.de

Ban Bangsak: Für den erfolgreichen Säbelfechter Wiradech ”Willi” Kothny ist der Aufbau eines vom Tsunami zerstörten Fischerdorfes zur Lebensaufgabe geworden. In Kanchnaburi (Brücke am Kwai) geboren, wurde er von einem deutschen Journalisten adoptiert, schrieb als Säbelfechter der deutschen Nationalmannschaft histo- rische Schlagzeilen (erste Olympiamedaille im Säbel).

Zum Studium nach Thailand zurückgekehrt, wurde er nach dem 26. Dezember vor die Aufgabe seines Lebens gestellt: Ein vom Tsunami zerstörtes Dorf wieder aufzubauen.

Und wieder schrieb er Schlagzeilen: Nach nur drei Monaten Bauzeit übergab er 30 schlüsselfertige Häuser an die Bevölkerung. Jetzt legt er den Grundstein für die Zukunft der Sea-Gypsies:


1. Die Aufbauphase

Die ursprünglich gestellte Aufgabe, die vom Tsunami zerstörten Häuser wieder aufzubauen, wurde bereits am 9. April erfüllt. Die Initialzündung zu dem Projekt ”Willi hilft” gab die Rheinzeitungs-Aktion ”Helft uns Leben” mit einer Spende von 50.000 Euro. Damit war die Planungssicherheit für das Gesamtprojekt hergestellt.

Durch weitere großzügige Spenden erhielten die Morgans fließendes Wasser und eine verbesserte Abwasser- entsorgung. Zudem hat die Rettungsstaffel ISAR mit hohen Spendengeldern der Städte Duisburg und Kevelar jedes Haus mit einem Kühlschrank und einem Fernsehgerät (wichtig für Tsunami-Warnungen ausgestattet. Fleißige Aufbauhelfer aus 15 Nationen gaben den Einheimischen nicht nur die Häuser zurück, sondern auch den Lebensmut.


2. Zwischenphase

Nach dem 9. April kehrte Projektleiter Willi Kothny wieder an die Uni zurück. Er musste das verlorene Semester nacharbeiten und Klausuren und Prüfungen nachholen. Er tat es mit Erfolg. Das Semester ging nicht verloren.

In Ban Bangsak übergab der Student die Leitung des weiteren Dorfaufbaus einem Einheimischen. Mr. Doo sollte die Pläne von Willi umsetzen:

Ban Bangsak erhielt erstmals in seiner Geschichte eine Kanalisation, die das Wasser der Monsunregenfälle ableitet.

Willi kaufte in Laos bestes Holz für zwanzig Fischerboote. Hier machte er erste Erfahrungen mit der schwerfälligen thailändischen Bürokratie: Über Einfuhrgenehmigung, Zoll- befreiung und Transportpapiere gingen ganze drei Monate ins Land. Drei Monate für einen Akt, den man vielleicht auch in drei Tagen hätte erledigen können.


3. OTOP

OTOP steht für das thailändische Regierungsprojekt ”Eine Region, ein Produkt”. Willi hat sich zur Teilnahme an dem Projekt entschlossen, weil es unter dem Schutz der Regierung steht und somit vor dem Zugriff der Mafia (Schutzgelderpressung) weitgehend geschützt ist.

Das Projekt besagt, dass jeweils sieben Familien ein Produkt herstellen und vertreiben können, ohne dafür Steuern zahlen zu müssen. Außerdem macht die Regierung Werbung für diese Produkte und hilft beim Vertrieb der Ware.

Die Bewohner von Willis Dorf werden mehrere solcher OTOP-Projekte betreiben:

a. Das Resort:

Architekten haben nach Erwerb eines 3-Rai-Grundstückes (ca. 5.000m²) Pläne für ein Resort mit Mulifunktionscenter entworfen.

Darin ist auch eine Privatschule untergerbacht. In diesem Komplex werden mehr als sieben Familien Arbeit in Küche, Hotelbetrieb, Wäscherei, Gärtnerei etc. finden.






b. Die Baustofffirma:

Das Gebäude der Baustofffirma steht bereits.

Hier werden spezielle Baublöcke hergestellt, die so miteinander verzahnt werden, dass die damit errichteten Gebäude nicht mehr verputzt werden brauchen.

Die Stützpfeiler werden überflüssig. Durch den Verkauf der Baustoffe ist die Zukunft von sieben Familien gesichert. Da diese Firma auch das Werkzeug vom Wideraufbau Ban Bangsaks erhält, wird sie in der Lage versetzt, sich im gehobenen Baugewerbe zu behaupten.


c. Wasseraufbereitung:

Willi hat als erster im Dorf einen Wasserturm errichtet, der unverschmutztes Wasser aus 30 Metern Tiefe fördert.

Eine Untersuchung hat die Trinkwasserqualität des Brunnens bestätigt. Eine nachgeschaltete Wasseraufbereitungsanlage soll die Qualität des Wassers langfristig sichern.

In Flaschen abgefüllt, soll es in der Region als Trinkwasser verkauft werden.



d. Tourismus:

Eine Gruppe von Dorfbewohnern ist unter Leitung von Mr. Chang dabei, Angebote für Touristen zu erarbeiten.

Kunsthandwerk wird dabei ebenso vertreten sein wie Angebote, tagsüber mit den Fischern auf Fang zu gehen und mit ihnen abends ein Dinner auf einheimische Art zuzubereiten.






4. Die Schule:

Wichtigstes Projekt für die Zukunft der Morgans wird die private Nachhilfeschule. Hier sollen die bisher unterprivilegierten Morgans Anschluß an das thailändische Bildungsniveau erhalten.

Linda Voß, eine Schülerin, die einige Zeit in Bangkok zur Schule ging, organisiert zusammen mit anderen Schulen eine Patenschaft, die den Betrieb der Bildungseinrichtung auf Jahre sichern soll.




5. Utopia:

Willi Kothny hatte das Projekt mit dem Willen begonnen, den Fischern von Ban Bangsak ihre Hütten wiederzugeben. Durch die Hilfsflut aus Deutschland und der Schweiz kann er nun weit mehr bewirken. Willi: „Für mich ist Ban Bangsak wie Utopia. Ich kann ein Dorf aufbauen und ihm eine Zukunft geben.”

Bis die Projekte anlaufen wird das Jahr ins Land gehen, aber Anfang 2006 sollten die Bewohner von Ban Bangsak in der Lage sein, ihr Leben ohne fremde Hilfe wieder selbst gestalten zu können. Dann wird nur noch eine Gedenk- stätte daran erinnern, dass es einmal eine Flut gab, die das Leben der Seezigeuner so grundlegend verändert hat.

Mit Michael Fuchs (Bild) und Rudolf Kraus haben inzwischen auch zwei Bundestagsabgeordnete den Weg in das bis zum Tsunami völlig unbedeutende Fischerdorf gefunden.


PS: Willi Kothny wird am 29. September 2005 von der Stiftung ”Philippas Engel” für sein soziales Engagement mit einem 2.500 Euro dotierten Preis ausgezeichnet.


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