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AFAT wohin?

Meldung vom 17.12.2008, Copyright www.kothny.de

Vorwort

Dies ist keine Abrechnung mit der AFAT, sondern eine Analyse. Schon als Wiradech Kothny noch für Deutschland focht, waren Thailändische Fechter Gast in meinem Haus: Top Sares, Lek, Tim, die Thailändische Säbel-Nationalmannschaft und schließlich Olympiafechter Nontapat. Ob Säbel, Florett oder Degen, ich habe die Thai-Fechter unterstützt, wann immer sie mich um Hilfe baten. Ich nehme mir deshalb auch das Recht, die Entwicklungen der AFAT kritisch zu begleiten.

Die Geschichte

Als Wiradech ”Willi” Kothny noch für Deutschland focht, wurde er zweimal Junioren-Weltmeister, Europameister, mehrfacher Deutscher Meister und holte schließlich in Sydney zwei Olympiamedaillen. Nach dem Abitur wollte Willi in Bangkok studieren - und weiter fechten. Aber: Der Deutsche Fechterbund wollte die langen Reisen zu Q-Turnieren nach Deutschland nicht unterstützen. Da bot der damalige AFAT-Präsident, General Chaisit Sinawathra, Kothny an, für Thailand zu fechten: In einem Vertrag sicherte er zu, Kothny mit seinem Trainer und Bruder Somkhit Phongyoo so lange zu fördern, wie Willi zu den besten 32 Fechtern der Welt zählt.

Die Idee von Vater und Manager Erik Kothny war es damals, um Willi und Somkhit herum junge Fechter aufzubauen und sie an Weltniveau heranzuführen. Wiradech war damals noch unumstrittene Nr. 1 in Asien. Doch die Idee des damaligen Sportdirektors der AFAT, Mr. Nopporn, war eine andere: Geld! Es ging ihm offensichtlich in erster Linie darum, Geld aus dem Fechtsport zu saugen. Er brach den Vertrag und erstattete 500.000 Baht an Wettkampfkosten nicht zurück, bot bei Prämien sogar an: „Die Hälfte, oder gar nichts.” Kothny entschied sich für Nichts, weil er nicht in den Strudel der Korruption hineingezogen werden wollte. Da Kothny - weil die AFAT keine Reisekosten zahlte - nicht zu allen Turnieren konnte, fiel er in der Weltrangliste für eine Woche auf Position 33 zurück. Sofort ging Nopporn an die Presse und verkündete: Mit seinem 33. Rang ist der Vertrag beendet. Trainer Somkhit Phongyoo wurde mit sofortiger Wirkung entlassen.

Und es kam noch schlimmer: Nopporn wollte Kothny sogar aus der Nationalmannschaft kegeln, weil nationale Q-Turniere auf Termine von Weltcups gelegt wurden, Willi als Nr. 16 der Welt in Thailand nur noch Position 48 innehatte. Zu wenig, wie Nopporn befand, um in die Nationalmannschaft zu kommen.

So verspielte der Thailändische Fechtverband die Chance, eine schlagkräftige Säbel-Mannschaft aufzubauen. Mr. Nopporn, Vertreter der AFAT, hat einen schriftlichen Vertrag gebrochen. Da zusätzlich noch Wahlmanipulationen bei der AFAT-Vollversammlung hinzukamen, reagierte General Chaisit Shinawatra: Er schickte den Sportdirektor samt unzuverlässiger Mitarbeiter in die Wüste und ernannte ein neues Präsidium.

Geld als Spiegelbild der Seriosität

Der Neuanfang mit Pi Nui Wottisiri war verheißungsvoll. Turnieren wurden wieder bezahlt. Kothny revanchierte sich: Er wurde Asienmeister, holte zwei Bronzemedaillen bei den Asienspielen und gewann bei SEA-Games mehrere Gold und Silbermedaillen. Somkhit Phongyoo wurde zum Säbel-Erfolgstrainer einer schlagkräftigen Säbelmannschaft, die auch ohne Willi Gold (SEAGames) gewinnen konnte.

Doch dann verschwand (aus welchen Gründen auch immer) Pi Nui aus dem Tagesgeschäft der AFAT. Ergebnis: Die Zahlungen zum Besuch von olympiaentscheidenden Turnieren blieben wieder aus. Zuvor war ein mit Handschlag besiegeltes Geschäft zwischen allstar-Vertreter Phongyoo und Pi Nui anlässlich der Universiade gescheitert. Das Geschäft machte die AFAT selbst, obwohl Somkhit die Ware ohne Preisaufschlag weitergab. (Was ist in Thailand der Handschlag eines Offiziers wert?)

Und es kam noch dicker: Nach dem Scheitern von Willi bei Olympia klagte Mr. Arichai, die AFAT hätte Willi zwischen Athen und Beijing mit 12 Millionen Baht unterstützt. In meiner Abrechnung summierten sich die Ausgaben aber nur auf rund 3 Millionen. Eine Differenz von 9 Millionen Baht. Wo ist dieses Geld? Es müsste doch eigentlich eine Regierung interessieren (von der schließlich ein Teil des Geldes kommt) ob dieser Fehlbetrag durch eine falsche Rechnung zustande gekommen, oder in irgendwelchen Taschen verschwunden ist. Ein Verband ist nur so zuverlässig, wie seine Finanzabrechnungen.

Dillethantische Organisationsstruktur

Doch das Geld ist eigentlich nur ein Nebenaspekt. Im Prinzip kümmerte sich niemand um die Thailändische Nr. 1 im Säbelfechten. Mit dem Verschwinden von Pi Nui gab es in der AFAT keinen Ansprechpartner mehr für Willi. Keine Anfrage wurde beantwortet, die Zahlungen blieben aus oder stockten. Kurz vor Olympia musste Willi schließlich ohne Trainer zu wichtigen Weltcupturnieren (Madrid, Padova, Venzuela, Las Vergas). Entsprechend mager waren die Ergebnisse - denn die Asse dieser Welt reisten in großer Besetzung an: Trainer, Psychologe, Physiotherapeut ...

Der Gipfel der Unfähigkeit aber geschah zu den Olympischen Spielen selbst. Die AFAT versäumte es - trotz Order von General Chaisit Shinawatra - Somkhit über das NOC Thailand als Hometrainer für Peking zu akkreditieren. Schon im Januar und im Mai hatte Vater Kothny die rechtzeitige Anmeldung des Trainers bei der AFAT angemahnt. Doch es geschah nichts: Willi musste das Olympia-Vorbereitungstraining der FIE absagen, weil sein Trainer keine Akkreditierung hatte, ja selbst beim Olympischen Wettkampf war Kothny ohne Coach. Er musste eine Stunde vom Olympiazentrum entfernt trainieren und hatte auch zwischen Aufwärmen und Wettkampf diesen langen Anmarsch. Der Trainerstuhl im Convention Center blieb leer. Ein Skandal erster Güte. Andere Nationen schafften die Akkreditierung ohne Probleme.

Der Gipfel der Unverschämtheit: Statt eines Trainers hatte die AFAT General Surarit als Team Manager nominiert. Doch der hatte sich weder bei der Vorbereitung in Bangkok, noch in der in der Training Area blicken lassen. Als auf www.kothny.de eine Suchmeldung aufgegeben wurde, hieß es von Seiten der AFAT barsch, man könne einem General nicht zumuten, sich um einzelne Sportler zu kümmern.

Damit soll bitte nicht das magere Abschneiden von Willi Kothny entschuldigt werden, wohl aber bleibt festzustellen, dass die AFAT in den letzten sieben Jahren nicht in der Lage war, einen Fechtverband zu führen.

Da Willi Kothny bei einem derartigen Missmanagement keine Möglichkeit mehr sieht, sich weiter zu entwickeln, hat er seinen Rücktritt vom Fechtsport erklärt. Geblieben sind der Familie Kothny rund 650.000 Baht Außenstände (500.000 aus der Zeit Nopporn und 150.000 aus der Zeit Arichai, zuzüglich einiger nicht bezahlter Preisgelder) Und da gibt es dann noch Leute, die behaupten, Willi hätte alles nur des Geldes wegen gemacht. Und dabei ist noch nicht einmal erwähnt, dass Willis Trainer Phongyoo nicht einen Baht als Olympia-Trainer erhalten hat.

Ausblick

Ich habe wiederholt auf dieser Homepage Wege aufgezeigt, wie der Fechtsport in Thailand gefördert werden kann. Wenn sich immer wieder Thailändische Einzelfechter, wie Degenspezialist Ohm in Frankreich, Florettfechter Non und Säbel-Ass Willi in Deutschland für Olympia qualifizieren, dann stimmt etwas nicht mit dem Fechtsport in Thailand.

Spitzenfechter müssen sich aus den Vereinen und aus einem Team heraus entwickeln. Um aus dem bisherigen Kadettenniveau herauszukommen habe ich meine bisherigen Vorschläge in einem 10-Punkte Programm zusammengefasst:

  1. Die Vollversammlung muss den AFAT-Vorstand ”entmilitarisieren” und die Posten statt mit Befehlsempfängern, mit verantwortungsbewussten Fachleuten besetzen. Die Vorstandsmitglieder sind dann auch gegenüber der Vollversammlung verantwortlich und werden von dieser entlastet, ab- oder wiedergewählt. (Ein Vertuschen von Fehlleistungen durch Vorgesetzte, um das Gesicht nicht zu verlieren, ist damit weitgehend ausgeschlossen.)

Ist dies gewährleistet muss die AFAT modernisiert werden:
  1. Untergliederung des ”Wasserkopfes” AFAT in die Bereiche Degen, Florett und Säbel bei Förderung dieser Abteilungen nach vorgegebenen Regeln.

  2. Einstellen eines hauptamtlichen Geschäftsführers aus der Fechtszene (Kein Offizier, der von Fechten keine Ahnung hat).

  3. Jahresplanung für Wettkämpfe im Kadetten-, Junioren- und Seniorenbereich (wichtig wegen Periodisierung der Trainings).

  4. Anpassung des Wettkampfkalenders an Weltcups und internationale Turniere.

  5. Regelmäßiges Führen von Ranglisten im Kadetten, Junioren und Seniorenbereich. Die ersten 8 kommen in den Nationalkader und sind berechtigt, an Weltcups und Weltmeisterschaften teilzunehmen. Im Einzelfall (z. B. Verletzungen) können Trainer von dieser Grundregel abweichen.

  6. Anforderung von Satelliten-Turnieren für Degen und Florett bei der FIE. Einbeziehung dieser Weltcups in die nationale Rangliste.

  7. Aus- und Weiterbildung von Trainern auf allen Ebenen. Einführung einer Trainerlizenz.

  8. Beginn mit dem Training im Alter von 10 Jahren oder früher. (Vereine, Universitäten oder Militärs müssen dazu Kooperationen mit Schulen bilden.)

  9. Bezahlung von Prämien, Gehältern und Fördergeldern per Banküberweisung. Damit können finanzielle Transaktionen verfolgt werden. Der beste Weg, Korruption zu bekämpfen.


Ich habe diese Analyse deshalb geschrieben, weil ich viele Thailändische Fechter unterstützt habe und weiß, wie sehr sie unter der Willkür der bisherigen AFAT-Führung leiden und: Ich brauche zu falschen Dingen nicht ”Jawohl” zu sagen.

Was ich aber als Farang nicht kann, ist, die notwendigen Veränderungen in Thailand herbeizuführen. Das müssen mutige Fechter zusammen mit den Fachleuten in der AFAT selbst tun. Schimpfen alleine nützt nichts, es muss gehandelt werden. Mutig und: mit Augenmaß und im Sinne des Fechtsports. Daß Veränderungen möglich sind, hat die AFAT in der Verbesserung des Obmannwesens und der Turnierausrichtung gezeigt. Beides hat mittlerweile internationalen Standard.

Liebe Fechtfreunde in Thailand!

Schickt diese Analyse, wenn Ihr sie für richtig findet, an Eure Freunde, diskutiert sie in Euren Foren (www. pantip.com, oder www.kothny.de oder auch gleich auf der homepage der AFAT), ergänzt die Vorschläge, verbessert sie. Tut was! Fechter wissen, wie gefochten wird. Und scheut Euch nicht, auch gegenüber Präsidiumsmitgliedern den Mund aufzumachen. ”Jawohl” sagen ist out, schickt die ”Jawohl-Sager” in die Wüste.

Schon einmal hatte ich in 2005 den Ausweg aufgezeigt. Passiert ist nichts. Hier nochmals meine Vorschläge von damals, auf dass sie diesmal auf fruchtbaren Boden fallen.

20.04. Das Gehirn
23.04. Das Training
25.04. Dinosaurier
26.04. Welcher Weg?


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